Entgiftet und entschlackt in den Frühling – braucht es das wirklich?
Die Tage werden wieder länger. Unsere Sinne stellen sich auf den Frühling ein. Für viele ist jetzt die Zeit, gründlich aufzuräumen, nicht zuletzt mit schlechten (Ess-)Gewohnheiten – quasi ein Frühjahrsputz für den Körper. Zahlreiche Fasten- und Entschlackungskuren haben Hochkonjunktur; jede Frauenzeitschrift spricht von Detox.Doch muss ich mich wirklich regelmässig entgiften? Was steckt hinter dem Hype? Wir klären auf.
Ein gesunder Körper muss nicht entgiftet werden. Entgiftungsorgane wie Leber, Niere und Darm scheiden täglich Schad- und Abfallstoffe aus. Eine zusätzliche Entgiftung brauchen wir demnach nicht. Genauso unnötig: eine Befreiung von Schlacken, denn für deren Existenz gibt es bisher keine wissenschaftlichen Beweise. Auch wer seinem Winterspeck den Kampf ansagen möchte, wählt lieber einen anderen Weg. Hungern für den reinen Gewichtsverlust birgt die Gefahr, dass man im Anschluss sogar noch mehr zulegt, als man verloren hat. Langfristigen Erfolg erreichen wir nur mit viel Motivation, Disziplin, Durchhaltewillen und Mut, indem wir unser Ess- und Bewegungsverhalten nachhaltig verändern.
Wofür ist denn Fasten nun sinnvoll?
Beim heutigen Überfluss hilft der vorübergehende Verzicht auf feste Nahrung, das Bewusstsein für den Körper zu fördern und den Geist zu entlasten. Durch Enthaltsamkeit definieren wir die Beziehung zum Essen neu, nehmen Signale wie Sättigung wieder sensibler wahr und befassen uns aktiv mit unserem Essverhalten. Wir lernen ausserdem, unsere Bedürfnisse nicht nur mit Essen zu stillen. Fasten bietet sich deshalb hervorragend als Startschuss für eine Ernährungsumstellung an.
Wann soll ich idealerweise mit der Nahrungskarenz beginnen?
Diese Frage lässt sich am besten beantworten, indem wir schauen, was beim klassischen Fasten im Körper passiert: Ein bis zwei Tage nach dem Nahrungsentzug fällt der Körper in einen Hungerstoffwechsel. Zuerst braucht er seine Energiereserven in Form von Kohlenhydraten auf. Dann beginnt er, Eiweiss abzubauen und damit Muskelmasse zu reduzieren. Dem Fett geht es erst zum Schluss an den Kragen. Der Stoffwechsel wird reduziert und der Blutdruck sinkt. Der Körper konzentriert sich auf die lebensnotwendigsten Körperfunktionen. Viele Praktizierende frieren daher häufig an Händen und Füssen – Detoxkuren sind folglich im Winter nicht empfehlenswert. Einen idealen Zeitpunkt markiert der Frühling, weil er zusätzlich einen symbolischen Charakter hat: Schluss mit den Altlasten. Wir drücken einfach mal den Reset-Knopf, um anschliessend fit und energiegeladen durchzustarten.
Welche Fasten-Arten gibt es?
Mittlerweile gibt es zahlreiche Arten zu Fasten. Unser Typ bestimmt, welche Methode infrage kommt und wie lange das Fasten dauert. Grundsätzlich gilt für einen gesunden Körper eine Zeitspanne von drei bis zehn Fastentagen als unproblematisch. Bei längeren Kuren drohen Nährstoffmangel und Muskelabbau.
Zu den bekanntesten Methoden zählt das Heilfasten nach Otto Buchinger. Dabei nehmen wir nur Flüssiges, also Wasser, ungesüssten Tee, verdünnte Frucht- und Gemüsesäfte und Gemüsebouillon zu uns – maximal 500 Kalorien pro Tag. Während dieser Zeit sind viel Schlaf und Entspannung essenziell. Um dem Muskelabbau entgegenzuwirken, setzen wir auf moderate Bewegung, beispielsweise Yoga oder Pilates. Beim Saftfasten ersetzen selbst gemachte Frucht- und Gemüsesäfte die feste Nahrung. Je nach Kur sollte man pro Tag drei bis sechs Mal 250 – 400 ml Saft trinken. Die Säfte können individuell durch hochwertige Öle (z.B. Leinöl) ergänzt werden sowie entzündungshemmende Ingredienzien, etwa Ingwer oder Kurkuma. Ein zusätzliches Glas Molke, das Eiweiss enthält, wirkt hier dem Muskelabbau entgegen.
Ein toller Powerdrink zum Selbermachen ist unser Smoothie mit Spinat und grünen Trauben.
“Fasten setzt einen Impuls für nachhaltige Veränderungen.”
Das Fazit unserer Autorin
Stefanie Bürge
– Ernährungsberaterin Bachelor of Science –
Fasten bringt den Körper in Balance und steigert das allgemeine körperliche Wohlbefinden durch eine bewusste Wahrnehmung. Es eignet sich nicht dafür, schnell abzunehmen – genau so wenig wie kurzfristige Diäten. Nehmen wir das Fasten hingegen als wesentlichen Anstoss für nachhaltige Veränderungen unseres Ess- und Bewegungsverhaltens, dann kann es helfen, unser Wunschgewicht zu erreichen und zu halten.
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Stefanie Bürge, ist eine erfahrene Ernährungsberaterin und die Co-Leiterin der Ernährungsberatung im Spital Uster. Ihre fundierte Ausbildung erhielt sie an der Berner Fachhochschule für Ernährung und Diätetik, wo sie ein Bachelor-Studium erfolgreich abschloss. Mit ihrem Fachwissen und ihrer Leidenschaft für eine ausgewogene Ernährung widmet sie sich nun der Unterstützung und Beratung von Menschen, um deren Wohlbefinden durch eine gesunde Lebensweise zu fördern.