Junkfood – der Feind auf meinem Teller?
Chips, Hotdogs und dann noch eine Dose Red Bull gefällig? Aber gerne doch!
Obwohl wir wissen, dass Junkfood kalorienreich ist und einen ungesund hohen Anteil von Zucker, Fett oder Salz enthält, greifen wir immer wieder dazu – mit Genuss. Wie kommt es zu dieser allseits ausgeprägten Vorliebe für Lebensmittel mit geringem Nährwert?
Muttermilch, Evolution und Gewohnheiten prägen unsere Vorliebe für Junkfood
Unsere Schwäche für Süsses oder Cremiges ist keinesfalls eine Besonderheit der modernen Zeit. Ganz im Gegenteil: Zum einen saugen wir Süsse schon mit der Muttermilch auf – Muttermilch schmeckt süsslich. Zum anderen verdanken wir unsere Neigung der Evolution. Schon unsere Vorfahren, Jäger und Sammler, hatten süsse Früchte auf dem Speiseplan. Sie lernten nach und nach, dass alles, was süss schmeckt, geniess- und essbar ist. Bitteres könnte hingegen giftig bedeuten und signalisiert eine potenzielle Lebensgefahr.
Zu Zeiten der Lebensmittelknappheit war die Aufnahme von Fetten besonders wichtig, denn sie hielten uns länger satt. Zudem erschien es sinnvoll, möglichst schnell, möglichst viel in sich hineinzustopfen, sobald man die Gelegenheit dazu hatte. Futtern auf Vorrat galt als echte Überlebensmethode. Hilfreich dabei: eine Art Fettsensor auf unserer Zunge, der merkt, wenn Essen Fett enthält. Er beeinflusst unsere Fettaufnahme bis heute und verleitet uns, da wir keine Not mehr leiden müssen, zu einem Kontrollverlust beim Junkfood-Konsum.
Aber nicht nur der Geschmack steuert unser Essverhalten. Auch Gewohnheiten oder Erinnerungen führen dazu, dass wir bestimmten Gerichten nicht widerstehen können. Der Geschmack von Köstlichkeiten, die wir in der «guten alten Zeit» gegessen haben, lässt positive Gefühle, die mit einer Situation verbunden werden, wieder in uns aufleben. Vernunft spielt dabei keine Rolle. Sogar, wenn wir wissen, dass der vor Fett triefende Burger nicht gerade gesund ist, so lassen wir uns nur zu gerne auf ihn ein, weil er vielleicht die erste Verabredung in einem Schnellrestaurant in Erinnerung ruft.
Essen als Verführung
Neben den Entwicklungen, die von uns selbst ausgehen, verführen uns zahlreiche Versprechen derer, die uns heute Essen in schicken Verpackungen anbieten.
Bio! Vegan! Laktosefrei! Light! Super Deal: Zwei für Eins! Durch solche Botschaften erscheinen die angepriesenen Lebensmittel gesünder. Warum also nicht mehr davon essen? Die Labels sollen unseren Appetit stimulieren und führen dabei mal mehr, mal weniger in die Irre. So bedeutet «fettfrei» oder «light» nicht etwa «kalorienfrei». Häufig ist der Kalorienunterschied zwischen herkömmlichen und light Produkten derselben Marke sehr gering. Schauen Sie zum Vergleich einfach die Nährwertangaben auf der Packung an.
Sonderaktionen und Grosspackungen tricksen uns manchmal ebenfalls aus. Wer mehr Guetzli fürs Geld bekommt, kauft und isst mehr davon. Darum fragen Sie sich doch bei der nächsten Extra-Gelegenheit, ob die Jumbo-Chips-Packung wirklich einen Sinn macht.
Nie mehr etwas Süsses?
Aber nein! Nicht das Dessert, das wir uns bewusst gönnen, schadet uns langfristig, sondern vielmehr der zugesetzte, versteckte Zucker in industriell hergestellten Lebensmitteln, zum Beispiel in Form von Glukose, Fruktose oder Honig. Oft überrascht uns der Zucker: in einer Pizza aus dem Kühlregal, im Hüttenkäse oder Naturjoghurt. Ein vermeintlich «gesundes» Fruchtjoghurt enthält zwischen zwei und sieben Würfelzucker. In dieser Form präsentiert es sich nicht mehr als reines Jogurt, sondern als Süssigkeit. Aber warum wird eigentlich so viel Zucker beigemengt? Weil er zum Geschmack beiträgt und die Konsistenz sowie das Mundgefühl beeinflussen kann.
Wie viel Zucker ist ok?
Maximal empfohlene Menge pro Tag: 10% der Gesamtenergie (= 12 Würfelzucker bei einem Energiebedarf von 2000 kcal). Durchschnittlicher Zuckerkonsum in der Schweiz: 30 Würfelzucker pro Tag!
Für einen bewussten Zuckerkonsum lohnt es sich also, einen Blick auf die Zutatenliste eines Produktes zu werfen.
Entwöhnungsprogramm für Liebhaber von Junkfood
Allgemeine Verbote nützen recht wenig. Denn verbieten wir uns etwas, entwickelt sich erst recht ein Heisshunger auf das Verbotene. Stattdessen sollten wir bewusster schlemmen, nicht nur, wenn wir auf die Linie achten möchten. Achtsamkeit hilft uns dabei, die richtige Balance zu finden.
Schritt 1: Zeit
Nehmen Sie sich fürs Essen ausreichend Zeit und verzichten dabei auf jegliche Ablenkung. Mobiltelefon, Fernseher, Zeitung oder Laptop können warten, während Sie Ihre Auszeit geniessen.
Schritt 2: Ansehen und Anfassen
Trainieren Sie das achtsame Essen, zum Beispiel mit einer Rosine. Greifen Sie danach. Wie fühlt sie sich an? Schauen Sie genau hin. Was für eine Farbe hat sie? Sehen Sie die Rillen und Ausbuchtungen?
Schritt 3: Riechen und Schmecken
Riechen Sie an der Rosine. Was für einen Geruch nehmen Sie war? Legen Sie die Frucht in den Mund und schieben Sie sie mit der Zunge einfach mal hin und her. Wie schmeckt sie?
Schritt 4: Beissen und Schlucken
Jetzt dürfen sie endlich in die Rosine beissen. Wie verändert sich der Geschmack? Tritt Saft aus der Weinbeere? Schlucken Sie sie nun herunter und versuchen, den Weg bis in den Magen zu verfolgen.
Integrieren Sie bei jeder Mahlzeit so viele Sinne wie möglich. Erst dann fällt es uns leichter, die Kontrolle darüber zu behalten, was und wie viel wir essen. Machen Sie Chips und Co. zu einer Besonderheit, dann passen sie auch prima in einen ausgewogenen Ernährungsplan.
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Stefanie Bürge, ist eine erfahrene Ernährungsberaterin und die Co-Leiterin der Ernährungsberatung im Spital Uster. Ihre fundierte Ausbildung erhielt sie an der Berner Fachhochschule für Ernährung und Diätetik, wo sie ein Bachelor-Studium erfolgreich abschloss. Mit ihrem Fachwissen und ihrer Leidenschaft für eine ausgewogene Ernährung widmet sie sich nun der Unterstützung und Beratung von Menschen, um deren Wohlbefinden durch eine gesunde Lebensweise zu fördern.