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Lebensmittelunverträglichkeit: Wenn Essen Probleme bereitet

In der Schweiz verzichten heutzutage immer mehr Menschen auf Gluten, Milch- oder Fruchtzucker – mit der Begründung, diese Stoffe nicht zu vertragen. Die allgemeine schwarze Liste der Lebensmittel wächst. Die Anzahl der Personen, die angeben, an Lebensmittelunverträglichkeiten oder -allergien zu leiden, steigt. Handelt es sich hierbei um ein ernsthaftes Problem? Oder haben wir es mit einem kulturellen Phänomen zu tun?

Obst, Gemüse, Fisch, Milch und Nüsse auf einem Holztisch
Die Vielfalt einer gesunden Ernährung

Essen ist meine Religion

Viele von uns haben Essen zu ihrer neuen Religion auserkoren. Religionen fordern per Definition Sorgfalt in der Beachtung von Vorschriften; konsequenterweise spielt Verzicht eine nicht unbedeutende Rolle innerhalb dieses neuen Lifestyles. In Wirklichkeit leiden aber weitaus weniger Menschen an Allergien und Unverträglichkeiten als sie selbst meinen. Häufig bestimmt die Menge das Wohlgefühl. Verspeisen wir ganze Schüsseln von Früchten oder trinken Kannen von Milch, reagiert unser Körper verständlicherweise in einer unangenehmen Form darauf. Wann sollten wir also einen Bogen um bestimmte Lebensmittel machen?

Lebensmittelunverträglichkeiten

Zu einer Unverträglichkeit (Intoleranz) kommt es, wenn wir zu wenig Enzyme haben oder bestimmte Enzyme uns fehlen und somit unsere Verdauungsleistung vermindert ist. Die Folge: Nicht verdaute Nahrungsmittelbestandteile gelangen in den Dickdarm, wo sie nicht hingehören. Von den dort wohnenden Bakterien werden sie verdaut. Das wiederum kann zu Beschwerden führen.
Zu den bekanntesten Lebensmittelunverträglichkeiten zählen:

Milchzuckerunverträglichkeit (Laktoseintoleranz)

Betroffen
15 – 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung

Symptome
Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall

Ursachen
Der Grund für die Unverträglichkeit ist ein Enzymmangel. Damit die Laktose im Dünndarm verwertet werden kann, brauchen wir das Enzym Laktase. Bildet unser Körper zu wenig davon, ist er nicht in der Lage die Laktose ausreichend abzubauen. Sie gelangt in den Dickdarm und wird dort von Darmbakterien zerlegt, was Beschwerden auslösen kann.

Glutenunverträglichkeit (Zöliakie)

Betroffen
1 Prozent der Schweizer Bevölkerung

Symptome
Durchfälle, Gewichtsverlust, Müdigkeit, Antriebslosigkeit

Ursachen
Auch wenn sie so bezeichnet wird, ist die Glutenunverträglichkeit keine Unverträglichkeit im herkömmlichen Sinne: Zöliakiebetroffene reagieren vielmehr auf das im Weizen enthaltene Klebereiweiss Gluten. Das körpereigene Abwehrsystem sieht Gluten als einen Feind an und löst eine Immunreaktion in der Darmschleimhaut aus, welche zu Entzündungen der Darmzotten führt. Streichen Betroffene das Gluten nicht komplett und dauerhaft aus ihrem Speiseplan, bilden sich die Darmzotten zurück. Das führt dazu, dass Nährstoffe nicht mehr ausreichend aufgenommen werden können.

Behandlung
Zöliakiebetroffene müssen lebenslänglich und ausnahmslos auf Gluten und somit auf sämtliche Weizenprodukte verzichten, damit sich die Darmzotten erholen und Nährstoffe wieder ausreichend aufgenommen werden können.

Fruchtzuckerunverträglichkeit (Fruktose-Malabsorption)

Betroffen
12 – 16 Prozent der Schweizer Bevölkerung

Symptome
Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall

Ursachen
Fruchtzucker (Fruktose) kommt natürlicherweise in Obst und Honig vor. Damit Fruktose aus dem Darm ins Blut geschleust werden kann, braucht sie ein Transportereiweiss. Funktioniert die Fruktose-Schleuse nur eingeschränkt, spricht man von einer Fruktose-Malabsorption.

Die Menge, die der Transporter befördern kann, ist übrigens bei allen Menschen begrenzt. Darum vertragen wir Fruchtzucker auch nur mit Mass.

Behandlung
Wer von der Fruchtzuckerunverträglichkeit betroffen ist, muss auf Früchte nicht gänzlich verzichten. Eine diplomierte Ernährungsfachperson hilft, die individuelle Verträglichkeit der Fruktose zu ermitteln.

Der Fruchtzucker wird in der Regel besser aufgenommen, wenn er zusammen mit fett- oder eiweissreichem Nahrungsmittel konsumiert wird. Auch die Kombination mit Traubenzucker (Glukose) kann die Fruktoseaufnahme verbessern.

So vertragen Betroffene beispielsweise Erdbeeren mit Zucker und Rahm, z.B. als Erdbeertörtchen oder Fruchtsalat, besser als die Erdbeere alleine.

Lebensmittelallergien

Eine Allergie ist eine Reaktion des körpereigenen Immunsystems auf Nahrungsmittelbestandteile. Hautausschlag, Juckreiz, allergische Schocks oder seltener auch Magen-Darm-Beschwerden signalisieren eine Gefahr. Allergien können, anders als Lebensmittelunverträglichkeiten, tödlich sein, wenn wir nicht auf entsprechende Stoffe verzichten. In der Schweiz leiden 2 – 4 Prozent der Erwachsenen unter einer Nahrungsmittelallergie.

Laut dem aktuellsten schweizerischen Ernährungsbericht sind die am häufigsten eine Allergie auslösenden Nahrungsmittel beim Erwachsenen:

Reizdarmsyndrom

Findet man trotz sorgfältiger Untersuchungen eines Patienten keine organischen Ursachen für bestehende Magen-Darm-Beschwerden, heisst die Diagnose zumeist Reizdarmsyndrom. (Frauen sind hiervon häufiger betroffen als Männer.)

Als Ursachen gelten unter anderem:

Beschwerden durch FODMAPs

FODMAPs sind Fermentierbare (F) Oligo- (O), Di- (D), Monosaccharide (M) und (A) Polyole (P) – kurz gesagt, bestimmte Kohlenhydratverbindungen, die wir zu uns nehmen. Zu diesen zählen zum Beispiel Fruchtzucker, Milchzucker oder der Zuckeralkohol Sorbit (u.a. in zuckerfreien Kaugummis zu finden).

Bei Personen, die am Reizdarmsyndrom leiden und daher empfindlich sind, können gewisse FODMAPs zu Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung führen.

Mithilfe einer Low-FODMAP-Diät testet man, welche dieser Kohlenhydratverbindungen Betroffene vertragen und in welchem Mass. Eine Regulierung der Einnahme von FODMAPs lindert die Beschwerden massiv. Wichtig ist, dass die Diät von einer spezialisierten diplomierten Ernährungsfachperson eingeführt und überwacht wird. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die durchführenden Personen sich in der Lebensmittelauswahl zu fest einschränken und einen Nährstoffmangel erleiden.

Magen-Darm-Beschwerden haben viele Ursachen

Generell lässt sich sagen, dass hinter Magen-Darm-Beschwerden zahlreiche Ursachen stecken können. Nicht immer sind Nahrungsmittelbestandteile schuld. Wer starke, anhaltende oder immer wiederkehrende Beschwerden hat, sollte sich von einem Arzt, am besten einem Gastroenterologen, untersuchen lassen.

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