Heuchelei oder Heilmittel? Klärende Worte zum andauernden Hype um Superfood
Anti-Aging-Serum. Fatburner. Energiespender. Gibt man den Begriff „Superfood“ in die Suchmaschine seines Vertrauens ein, erscheint eine unendliche Liste von vollmundigen Versprechen. Bestimmte Lebensmittel sollen für ein starkes Immunsystem sorgen, die Konzentration fördern, den Muskelaufbau beschleunigen, ja geradezu wahre Wunder vollbringen. Doch was ist dran an diesem Hype?
Was ist Superfood?
Als „Superfood“ gelten Nahrungsmittel mit einem hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen, Enzymen, sekundären Pflanzenstoffen, essenziellen Fett- oder Aminosäuren. Zudem wird vielen Superfoods eine hohe antioxidative Wirkung zugeschrieben. (Antioxidantien dienen als Zellschutz und machen freie Radikale, also aggressive Stoffwechselprodukte, unschädlich.) Eine einheitliche, wissenschaftlich gestützte Definition für die vermeintlichen Allheilmittel gibt es allerdings nicht. Vor allem exotische Waren lassen sich gut als Wunderessen verkaufen – verbunden mit spannenden Geschichten von seltenen
Pflanzen und naturverbundenen Völkern, die dank einer bestimmten Beere oder Wurzel nie krank sind. Ein Geschenk für jeden Marketingverantwortlichen! Aber im Grunde genommen brauchen wir weder Açai noch Chia-Samen oder Spirulina, um gesund zu leben. Denn auch hierzulande haben wir zahlreiche Superfoods in Form von Gemüse, Früchten, Nüssen, Kernen, Samen oder Fisch. Jedes Lebensmittel trägt mit seinem einzigartigen Wert und seiner Nährstoffzusammensetzung zu unserem Wohlbefinden bei. Viel wichtiger als trendige Begriffe ist eine vielseitige und ausgewogene Ernährung.
Die Schattenseiten von exotischen Superfoods
Damit Exoten bei uns im Supermarktregal als frische Ware landen, müssen sie zumeist unreif geerntet werden. Die Folge: Sie enthalten deutlich weniger Inhaltsstoffe, etwa Vitamine, als versprochen. Reife, heimische Nahrungsmittel schlagen sie in dieser Hinsicht um Längen. Der lange Reiseweg, den Avocado, Moringa und ihre Freunde zurücklegen, weil sie oft aus abgelegenen Winkeln dieser Erde stammen, stellt uns ausserdem vor die Frage: Wenn der Transport der Superfoods per Flugzeug und der teilweise enorme Wasserverbrauch für deren Aufzucht die Umwelt nachhaltig stark belastet, leben wir dann wirklich gesünder?
Schweizer Superfoods
Broccoli, Federkohl, Leinsamen oder Heidelbeeren stehen den Exoten in Sachen Nährstoffdichte in nichts nach. Damit Sie vergleichen können, habe ich für Sie eine Liste mit heimischen Alternativen zu den TOP10 der exotischen Superfoods zusammen gestellt:
Superfood | Herkunft | Heimische Alternative |
Açai | Amazonasgebiet, Regenwald | Heidelbeere, Holunder, schwarze Johannisbeere, Sauerkirsche |
Aronia | Nordamerika | Heidelbeere, Holunder |
Acerola | Mexiko, Jamaika, Florida und Brasilien | Sanddorn, schwarze Johannisbeere, Hagebutte |
Avocado | Mexiko, Peru und Israel | Nüsse (vor allem Baumnüsse), hochwertige, pflanzliche Öle |
Chia-Samen | Mexiko und Zentralamerika | Leinsamen |
Goji-Beere | China | Schwarze Johannisbeere, Himbeere |
Matcha | Japan | Kamille, Löwenzahn, Hagebutte |
Moringa | Tropen & Subtropen | Obst & Gemüse, frische Kräuter, Knoblauch, Zwiebeln, Milchprodukte, Nüsse |
Quinoa | Anden in Südamerika | Hirse, Dinkel, Grünkern |
Spirulina | Tropen & Subtropen | Grünes Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse, Vollkorn, Fleisch, Eier, Käse |
Ob Broccoli-Blumenkohlsalat oder heisser Himbeerkuchen – heimische Superfoods lassen sich leicht auf Ihren Teller zaubern: Probieren Sie die Ideen aus unserer wöchentlich wachsenden Rezept-Bibliothek.
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Stefanie Bürge, ist eine erfahrene Ernährungsberaterin und die Co-Leiterin der Ernährungsberatung im Spital Uster. Ihre fundierte Ausbildung erhielt sie an der Berner Fachhochschule für Ernährung und Diätetik, wo sie ein Bachelor-Studium erfolgreich abschloss. Mit ihrem Fachwissen und ihrer Leidenschaft für eine ausgewogene Ernährung widmet sie sich nun der Unterstützung und Beratung von Menschen, um deren Wohlbefinden durch eine gesunde Lebensweise zu fördern.